• Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. Erntedank.jpg

    Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

    Johannes 6,35

Pastoralreferenten bringen Generatoren und Infusionslösungen nach Lwiw

Einblicke in den ukrainischen Kriegsalltag bewegen Studienfreunde

Max Eickmann (2. von links) und Max Dreckmann (rechts) zusammen mit dem ukrainischen Militärseelsorger Pfarrer Taras Mychalchuk und einem weiteren Kaplan vor dem mit Hilfsgütern bela-denen Transporter.

Es war ihr sechster Hilfstransport an die ukrainische Grenze, doch zum ersten Mal haben Max Dreckmann und Max Eickmann die mitgebrachten Hilfsgüter unmittelbar auf ukrainischem Boden in Lwiw abgeladen. Einen Tag lang verbrachten die beiden pastoralen Mitarbeiter des Bistums Münster in der westukrainischen Stadt, bekamen Einblicke, die sie nicht vergessen werden – und weitergeben möchten.
„Zehn Monate dauert der Krieg inzwischen an und wird immer schlimmer“, sagt Dreckmann. Der Pastoralassistent der Pfarrei St. Franziskus in Münster und sein Kollege, Pastoralreferent in St. Peter in Rheinberg, haben mit eigenen Augen gesehen, wie sehr die Menschen in der Ukraine auf Hilfe aus Deutschland und den anderen europäischen Ländern angewiesen sind. Die beiden Studienfreunde hatten deshalb Generatoren, Gaskocher und Konservendosen sowie 100 Liter Sterofundin – eine Infusionslösung, die verloren gegangene Flüssigkeit im Körper ersetzt – mit im Gepäck. Die Hilfsgüter konnten Dreckmann und sein Kollege dank Einzelspenden, Spenden der Gemeindecaritas in Rheinberg sowie der Unterstützung von Weihbischof Dr. Stefan Zekorn und der Fachstelle Weltkirche im Bistum Münster anschaffen.
Am 2. Januar machten sich die beiden Männer auf den Weg nach Polen, nach einer Übernachtung in Krakau ging es am Folgetag früh morgens nach Lwiw. „Die letzten 20 Kilometer waren auf der Autobahn fast keine Autos mehr“, beschreibt Dreckmann, der nicht von Angst, aber durchaus von „einem mulmigem Gefühl“ spricht. In Lwiw selbst bot sich den Pastoralreferenten dann ein anderes Bild: „Dort tobt das normale Leben und die Straßen in dieser wunderschönen Stadt sind belebt“, schildert Dreckmann. Nach dem Abladen der Hilfsgüter führte Pfarrer Taras Mychalchuk durch die Garnisonskirche, die für die Militärseelsorge genutzt wird. Seit dem Krieg im Donbas, der 2014 ausbrach, sind in der Kirche die Porträts gefallener Soldaten, Polizisten und inzwischen auch Zivilisten aufgestellt. Dreckmann und Eickmann sahen außerdem ein Kreuz aus Birkenstämmen, das wie durch ein Wunder bei einem Artillerieangriff an der Donbas-Front unversehrt geblieben war und in der Kirche aufgestellt wurde. Die Erzählungen des ukrainischen Pfarrers ermöglichten weitere Einblicke: „Er hat uns Videos seines Bruders gezeigt, der an der Front kämpft“, berichtet Dreckmann. Pfarrer Taras selbst ist Militärseelsorger und wechselt sich mit weiteren Priestern an der Front ab, wo er sich – bekleidet mit Soutane und schusssicherer Weste – um die Soldaten kümmert und mit ihnen in einer unterirdischen, improvisierten Kapelle Gottesdienst feiert. Besonders berührte den 38-Jährigen und seinen Kollegen der Besuch auf dem Soldatenfriedhof, zu dem Pfarrer Taras sie führte. 2.000 Soldatinnen und Soldaten allein aus Lwiw sind in den vergangenen zehn Monaten gefallen und wurden dort begraben. „In die zum großen Teil sehr jungen Gesichter der Frauen und Männer zu schauen, die auf den Holzkreuzen zu sehen sind, hat uns sehr bewegt“, erklärt der Pastoralassistent. Täglich finden dort Beerdigungen statt. „Als wir dort waren, wurden gerade zwei neue Gräber ausgehoben“, blickt Dreckmann zurück.
Am Abend machten sich die beiden Männer auf den Heimweg, bis zur Grenze kamen ihnen fünf Lastwagen mit Panzern entgegen. „Das zu sehen, ist einerseits völlig unwirklich und andererseits leider so real“, sagt Dreckmann. Rund sechs Stunden mussten sie an der ukrainisch-polnischen Grenze warten, bis sie passieren durften. „An der Grenze ist inzwischen so etwas wie eine kleine Stadt entstanden mit Märkten, Wechselstuben, kleinen Restaurants und tausenden Autos“, beschreibt er die Situation. Noch gibt es keine genauen Planungen, aber für Dreckmann und Eickmann steht fest, dass dies nicht der letzte Hilfstransport war. „Wir wissen, dass wir weiter dorthin fahren werden. Man darf sich nicht an die Tatsache, dass dort Krieg herrscht, gewöhnen.“

Pressedienst Bistum Münster 06.01.23
Fotos: privat