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Der Krieg darf nicht in Vergessenheit geraten

Kirchliche Mitarbeiter haben sich wieder auf den Weg in die Ukraine gemacht

Ein herzliches Miteinander an der Garnisonskirche in Lwiw: (von links) Pfarrer Taras Myhaltschuk, Max Dreckmann, Weihbischof Stepan Sus, Karl und Max Eickmann

 4.500 Kilometer mehr zeigte der Tacho des Bullis nach zehn Tagen an. „Das ist eine Strecke von Münster bis Ägypten“, sagt Max Dreckmann lachend. Allerdings waren der Pastoralassistent aus der Pfarrei St. Franziskus in Münster, Pastoralreferent Max Eickmann aus St. Peter in Rheinberg mit seinem Vater Karl sowie der Kirchenmusiker Marco Schomacher nicht auf einer Urlaubstour unterwegs. Ihr Ziel war die Stadt Lwiw im Westen der Ukraine. Zum achten Mal haben sie sich seit Ausbruch des Krieges mit Hilfsgütern auf den Weg gemacht, der die Helfer dabei durch sechs Länder führte. Die erste Etappe des Quartetts ging zunächst nach Satu Mare in Rumänien. Über Alexandru Dragos, der als griechisch-katholischer Pfarrer in St. Franziskus tätig und in einer Kleinstadt im Kreis Satu Mare aufgewachsen ist, hatte Dreckmann unter anderem Kontakt zur dortigen Caritas. „Sie haben ein Altenheim gebaut, das momentan Flüchtlingsfamilien aus der Ukraine zur Verfügung steht. Ihnen haben wir die ersten Hilfsgüter gebracht“, berichtet der Seelsorger. Auch wenn die Stadt nur zwei bis drei Autostunden von der ukrainischen Grenze entfernt liegt, ging es anschließend sicherheitshalber über Ungarn, die Slowakei und Polen in die Ukraine nach Lwiw. „Die Einreise über die polnische Grenze hat einige Stunden gedauert, denn viele Ukrainer machen sich wieder auf den Weg in ihre Heimat. Eigentlich hatten wir eine Wartezeit auf dem Rückweg erwartet“, sagt Dreckmann überrascht. An der Garnisonskirche angekommen, die für die Militärseelsorge genutzt wird, luden sie ihre Hilfsgüter ab. „Unter anderem haben wir Thermoshirts, Handschuhe, isotonische Getränke, Konserven und Stiefel transportiert. Die Militärkapläne nehmen sie mit, wenn sie an die Front an den Donbas fahren“, informiert der 38-Jährige. Zum dritten Mal sind sie in Lwiw. „Wir werden jedes Mal sehr herzlich empfangen, und die Verantwortlichen bedauern es immer wieder, dass wir nie lange bleiben“, berichtet er. Lwiw sei eine pulsierende Stadt. „Wenn man den Fliegeralarm nicht hören würde, hätte man nicht das Gefühl, im Krieg zu sein“, erklärt Dreckmann und fügt hinzu: „Ein mulmiges Gefühl haben wir allerdings immer.“ Die Menschen vor Ort würden damit ebenso leben wie mit den regelmäßigen Stromausfällen. Besonders bedrückend sei es allerdings gewesen, den wenige Tage zuvor von Raketen zerstörten Wohnblock zu sehen. Lange Zeit waren es vor allem medizinische Güter und Generatoren, die das Trio transportiert hat. Sogar mit zwei Bullis konnten sie die Menschen vor Ort unterstützen. Ebenso haben sie insgesamt 18 Ukrainer auf dem Rückweg mit nach Deutschland genommen. Inzwischen haben sie ein gutes Netzwerk über verschiedene Kontakte aufgebaut. Unbürokratische Unterstützung haben sie dabei über das Bistum Münster und das Referat Weltkirche erhalten. „Es besteht die Gefahr, dass der Krieg in den Köpfen der Menschen zum Alltag wird. Das darf nicht sein! Der Krieg und die Menschen, die davon betroffen sind, dürfen nicht in Vergessenheit geraten“, betont Dreckmann. Und genau das motiviere ihn und seine Freunde immer wieder, sich zu engagieren. „Unser Motor ist die gelebte Nächstenliebe. Wir werden immer weiter fahren. Es haben sich gute Beziehungen zu den Menschen vor Ort entwickelt. Da verfolgt man die Nachrichten ganz anders“, sagt er.

Pressedienst Bistum Münster 19.07.23
Foto: Marco Schomacher