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Weihbischof Lohmann: „Kirche muss wieder Orientierung geben können“

Feier der Osternacht in der Wallfahrtskirche Marienbaum

Die Osternacht hat Weihbischof Rolf Lohmann, Regionalbischof für den Niederrhein und Recklinghausen, in Marienbaum gefeiert. In der Wallfahrtskirche gedachte er der Auferstehung Jesu und sprach in seiner Predigt von der „ungeheuerlichen Spannung“, die in den Ereignissen von Gründonnerstag bis Ostern liege. „Eine Spannung, die wir mitunter in unserem eigenen Leben, im gesellschaftlichen und kirchlichen Leben wieder finden“, sagte Lohmann.
So etwas wie Karfreitag sei auch in der Welt zu erleben, etwa in der Gewalt, die Menschen in der Ukraine und anderswo angetan wird. Auch „eine Welt, die keine Achtung vor dem Leben hat und damit die Würde des Menschen mit Füßen tritt, ist eine Welt des Karfreitags“ führte er weiter aus ergänzte: „Wo Klimaziele nicht weiter verfolgt werden, drauflos gelebt wird, die Achtung vor der Schöpfung mit Füßen getreten wird, stimmt doch etwas nicht. Überschwemmungen, Naturkatastrophen, die wir erleben, Plastikmüll in den Meeren, ungezügelter Konsum - das alles geht auf Kosten der Menschheitsfamilie und der kommenden Generationen.“
Doch an Ostern werde das Leben und die Auferstehung gefeiert, „deshalb ist es für uns wichtig zu überlegen, wie aus dem Dunkel des Karfreitags das Licht von Ostern spürbar werden kann.“ Es gelte, so wie Jesus einst den schweren Stein vom Grab weggewälzt hat, Steine aus dem Weg zu räumen: „Steine des Egoismus, der Selbstverliebtheit, der Aggression, der Lüge, der Halbherzigkeit, der Trägheit – und in der Kirche die Steine des ewig Gestrigen, Steine der Starre, Steine der Verhärtung, Steine des Klerikalismus.“ Es gehe um ein Leben, „das ernst macht mit den Geboten Gottes, das die Würde des Menschen hochachtet, das dem Menschen Lebensraum zur Entfaltung gibt, das Hilfen in Schwierigkeiten anbietet, das zum Dienen bereit ist. Überall dort geschieht die Erfahrung von Ostern, vom Leben“, erklärte Lohmann.
Als Beispiele nannte er Menschen, die sich im caritativen Dienst, in der Friedensarbeit und in Umweltprojekten engagieren. Sie seien Vorbilder. „Es bringt doch nichts, diese Welt dunkel zu reden und beim Karfreitag zu bleiben, resignativ zu sein, obgleich manche Ereignisse uns dahin führen könnten. Doch dann hätten wir Ostern missverstanden“, sagte der Weihbischof. Es brauche engagierte Christen, die sich auch in schwerer Zeit, in der die Kirche eine Krise durchmacht, in Kirche und Gemeinde einbringen. Weihbischof Lohmann: „Gerade jetzt brauchen wir mutige, entschlossene Weggefährten des auferstandenen Christus, die mithelfen, dass die Kirche herausfindet aus den Irrungen und Verschlingungen. Sie muss wieder Orientierung, Lebenshilfe geben können, Wegweisung anbieten können, damit das Leben der Menschen gelingt, damit die Menschen österliche Erfahrungen machen können. Damit sie Mut schöpfen, Halt finden  und die Spuren Christi nachzugehen bereit sind. Wir brauchen eine Kirche, die Barmherzigkeit propagiert, die neben allen rechtlichen und moralischen Hintergründen die Lebenswirklichkeit der Menschen ernst nimmt und pastorale Lösungen für Gescheiterte und Verwundete aufzeigt.
Für mich sind das zutiefst österliche Erfahrungen, für die es höchste Zeit wird.“

Pressedienst Bistum Münster 17.04.22