„Kampf gegen Klimawandel ist eine Frage des Überlebens der Menschheit“

Umweltbischof Rolf Lohmann nimmt Stellung zur 27. Weltklimakonferenz

Weihbischof Rolf Lohmann ist in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Umwelt- und Klimafragen zuständig und Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen

Weihbischof Rolf Lohmann, Regionalbischof für den Niederrhein und Recklinghausen, hat zur 27. Weltklimakonferenz Stellung genommen, die derzeit im ägyptischen Scharm el-Scheich tagt. Lohmann ist in der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Umwelt- und Klimafragen zuständig und Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen.
In der von der DBK am 7. November veröffentlichten Stellungnahme kritisiert der Umweltbischof, dass die internationale Klimapolitik schwierige Zeiten durchlebe. Durch die Energiekrise, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, sei der Klimaschutz in vielen Ländern nicht nur ins Stocken, sondern „ins Spannungsfeld der Geopolitik“ geraten, erklärt Lohmann. „Um die Energiekrise zu bewältigen, nehmen gerade wir in Deutschland zusätzliche ökologische Schulden auf, wenn wir Kohlekraftwerke reaktivieren und mehr Flüssiggas importieren.“
Doch Lohmann sieht auch Chancen in der Krise: „Die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos. Ich warne vor Fatalismus und Hoffnungslosigkeit und möchte dazu ermuntern, die positiven Signale zu sehen und sie aufzugreifen. Lernen wir nicht gerade in der Energiekrise, an manchen Stellen zu sparen oder zu verzichten? Auch viele Kirchen werden diesen Winter weniger geheizt. So entsteht ein neues Energiebewusstsein, das mittel- und langfristig dem Klimaschutz nutzen kann.“ Eine Lehre aus der aktuellen Krise sei, dass erneuerbare Energien schneller als zuvor ausgebaut werden müssen. Deutschland stehe dabei „international unter besonderer Beobachtung. Wir können als reiches Industrieland Vorreiter sein und zeigen, dass eine sozial-ökologische Transformation möglich ist, die die breite Gesellschaft mitnimmt; die dafür nötigen Mittel und das Wissen haben wir“, sagt der Umweltbischof.
Mit Verweis auf die Umwelt-Enzyklika „Laudato Sí“ von Papst Franziskus plädiert er: „Wir sollten uns an die politischen Entscheider wenden, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und Lösungen für alle zu finden. Denn klar ist: Es ist zu kurz gesprungen, wenn jeder nur an sich denkt – der Kampf gegen den Klimawandel ist eine Frage des Überlebens der Menschheit, unsere gemeinsame Aufgabe und ein Gebot der Solidarität.“
Schon am 4. November hatte Lohmann sich in einem Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) entsprechend geäußert. Dort hatte er erklärt, dass Bewusstseinsbildung schon im Kleinen anfängt. „Jeder Mensch kann durch seinen persönlichen Lebensstil bei Ernährung und Mobilität einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, und „Verbraucher, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, bringen Unternehmen dazu, entsprechende Produkte anzubieten und ihre Versprechen auch einzuhalten. Es braucht ein Zusammenspiel aller.“ In dem Interview hatte der Umweltbischof auch Stellung genommen zu den sich radikalisierenden Protesten: „Die gewählten Mittel extremer Protestformen sind von meiner Seite aus nicht gutzuheißen. Sie fördern Gegeneinander, Spaltung und Polarisierung. Natürlich ist es in einer Demokratie erlaubt, auf Missstände aufmerksam zu machen. Die Mittel dafür müss en sich im rechtsstaatlichen Rahmen bewegen. Ich habe bei manchen Aktionen von ,Fridays for Future‘, mitgemacht. Das waren starke und klare Demonstrationen und Inhalte, aber Grenzen wie zuletzt wurden dabei nie überschritten“, sagte Lohmann der KNA.

Pressedienst Bistum Münster 07.11.22
Foto: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer