„Es ist wichtig, dass die Kirche Jugendliche in den Blick nimmt“

„Woche für das Leben“ zur Generation Z in Xanten ökumenisch eröffnet

Der Xantener Dom war mit bunten Farben erleuchtet, Luftballons wiesen den Weg zu den Kirchenbänken und verschiedene Stationen luden zum Nachdenken ein.

Lucas Rusch und Isabell Weiler aus Kamp-Lintfort, die den Abend in Xanten mitorganisiert hatten, trugen während des Gottesdienstes Gedanken zum Thema „Angst und Perspektiven“ vor.

Schon anderthalb Stunden, bevor der katholische Weihbischof Rolf Lohmann und der evangelische Superintendent Hans-Joachim Wefers den Gottesdienst eröffnen, versammeln sich die ersten Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Xantener Dom. Farbige Strahler tauchen das Gotteshaus in ungewohntes Licht, verteilt im Raum gibt es unterschiedliche Stationen zu entdecken, die zum Hinschauen und Nachdenken einladen. Stephan Billen und Sängerinnen des Jugendchores Colourful Voice sorgen für eine ebenso lockere wie würdige Atmosphäre.
Isabell Weiler (27) und Luca Rusch (23) aus Kamp-Lintfort nicken zufrieden. Sie gehören zum Vorbereitungsteam des Abends im Xantener Dom, mit dem die diesjährige ökumenische „Woche für das Leben“ eröffnet wird. Das Konzept der „offenen Kirche“, die schon vor dem eigentlichen Gottesdienst zum  Verweilen und Entdecken einlädt, hat sich in ihrer Heimatpfarrei St. Josef bewährt. „Schön, dass das auch im Xantener Dom klappt“, freut sich Rusch. Isabell Weiler ergänzt: „Es ist gut, wenn junge Menschen eigene Wege gehen dürfen und die Möglichkeit haben, Kirche anders zu erleben.“ Daher sei es richtig und wichtig, dass die „Woche für das Leben“ sich in diesem Jahr speziell an Jugendliche und junge Erwachsene richtet.
Überschrieben ist sie „Generation Z - Sinnsuche zwischen Angst und Perspektiven“ – als Generation Z werden diejenigen bezeichnet, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Er wisse, sagte Weihbischof Lohmann zur Begrüßung, dass gerade diese Generation mit vielen Sorgen lebe. Die Zeit der Corona-Pandemie mit Angst und Einsamkeit spiele dabei ebenso eine Rolle wie der Krieg in der Ukraine. Daher sei es wichtig, dass es auch Perspektiven gibt und „dass das, was wir machen, auch einen Sinn hat“, wie Lohmann sagte. Superintendent Wefers bezog den Text des Evangeliums, dem vom Gang zweier Jünger nach Emmaus berichtet wird, auf die heutige Zeit. In dem biblischen Text wird berichtet, wie zwei Jünger drei Tage
nach der Kreuzigung Jesu niedergeschlagen von Jerusalem nach Emmaus laufen und unterwegs Jesus begegnen. Sie erkennen ihn zunächst nicht und kommen mit ihm ins Gespräch. Erst am Ziel wird ihnen klar, dass sie mit dem Auferstandenen unterwegs waren. „Es gibt zwei gegensätzliche Pole –die Niedergeschlagenheit, Angst und Enttäuschung auf der einen Seite und auf der anderen Energie, Mut und ein neuer Aufbruch“, erklärte er. Die Jünger hätten erlebt, wie Jesus scheiterte und gekreuzigt wurde, „ihre ganze Lebensperspektive ist buchstäblich gestorben, sie hatten keine Hoffnung mehr“, sagte Wefers. „Das ist nah an dem, was Jugendliche erleben und erlebt haben: Die Corona-Pandemie mit Einsamkeit und Perspektivlosigkeit, ein neuer Krieg, der uns alle aus der Bahn geworfen hat“ – besonders die Jugendlichen würden darunter leiden.
Doch das Beispiel der Emmaus-Jünger zeige auch, dass doch nicht „alles aus und umsonst“ gewesen sei und Jesus reale Gegenwart ist, „bis heute“, wie der Superintendent betonte. Es gelte, darauf zu vertrauen und sein Leben darauf auszurichten. Jesus sei „das Licht der Welt“ und weise so den Weg. „Er lässt uns nicht in Dunkelheit und Ratlosigkeit verharren“, sagte Wefers. Wichtig sei jedoch, sich überhaupt auf den Weg zu machen, und das nicht allein. „Jesus frage bei den Jüngern nach, warum sie niedergeschlagen sind. Das öffnet ihre Herzen“, betonte Wefers. Das sei auch eine Aufgabe für die Erwachsenen, sich nach dem Befinden der Jugendlichen zu erkunden, sich ihnen zuzuwenden und eigene Erfahrungen mit ihnen zu teilen. Zudem gebe es professionelle Angebote wie etwa die Telefonseelsorge und kirchliche Beratungsstellen, die für die Jugendlichen da sind.
Passend hatten die Organisatoren des offenen Domes und des Gottesdienstes Vertreterinnen und Vertreter mehrerer Hilfsangebote eingeladen, ihre Stände im Seitenschiff des Domes aufzubauen und mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Kreisdekanatsgeschäftsführer Patrick de Vries zog am Ende ein positives Fazit: „Ich bin froh über die fruchtbare Kooperation so vieler Partner, die alle zum Gelingen beigetragen haben, ob das Regionalbüro West, die Helfer aus der Pfarrei St. Josef in Kamp-Lintfort, der Chor um Stephan Billen oder alle anderen Beteiligten. Schön, dass das geklappt hat.“

Foto und Text: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer