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Dombauverein feiert in Xanten: „Der Dom braucht Unterstützer“

„Europastein“ verschiedener Bauhütten ist derzeit am Niederrhein

Weihbischof Rolf Lohmann, der Xantener Propst Stefan Notz, Johannes Schubert, Leiter der Dombauhütte, und Hans-Wilhelm Barking, Vorsitzender des Dombauvereins (von links), stehen am Europastein

Die erfolgreiche Erhaltung der mittelalterlichen Glasfenster des Xantener Domes durch die Dombauhütte und die Aufnahme der Dombauhütten – auch der Xantener Dombauhütte – in das Immaterielle Weltkulturerbe stand im Mittelpunkt eines Empfangs des Dombauvereins im Xantener Kapitelsaal.
Die Menschen mit der Grundbotschaft des Glaubens und seiner Geschichte jetzt und in der Zukunft vertraut zu machen, ist für den niederrheinischen Regionalbischof Rolf Lohmann eine wesentliche Funktion des Xantener Doms. Dass dies gerade in den vergangenen Jahren überzeugend gelungen ist, sei auch ein Verdienst der Bauhütte. Der Niederrhein mit dem Xantener Dom, der für die ganze Region stehe, sei ein Ort der Hochkultur im Bistum, lobte Lohmann. Gerade die Bauhütten hätten bis heute die sakrale Bedeutung der Kathedralen erhalten. Durch ihre Arbeit entstünden nicht nur städtebildende Elemente, sondern auch Orte des Glaubens, erinnerte Hans-Wilhelm Barking, Vorsitzender des Xantener Dombauvereins. Die Dombauhütte in Xanten hat nach Barkings Worten durch ihre verschiedenen Programme das Gotteshaus erfolgreich in seinem Bestand erhalten und durch neue Methoden gesichert. Barking erinnerte an die Restaurierung der fünf mittelalterlichen Glasfenster aus dem frühen 16. Jahrhundert, die mit Fördermitteln aus Land und Bund, dem Bistum und privaten Sponsoren möglich gemacht wurde. „Der Dom braucht Unterstützer“, betonte er. Diese machten die landesweit anerkannte Leistung der Bauhütte möglich. Auch Johannes Schubert, Leiter der Xantener Dombauhütte, schloss sich dem Dank an alle Unterstützer an. Mit den dadurch geflossenen 500.000 Euro sei das Restaurierungsprogramm der Fenster in vier Jahren bewältigt worden. Aufgrund der Glasrestauration sei in der Xantener Bauhütte mit Hilfe der Kölner und der Erfurter Bauhütte ein neuer Zweig entstanden: die Glaswerkstatt. Schubert erinnerte in diesem Zusammenhang an die Tradition und Innovation der Bauhütten, die gemeinsam alte und neue Techniken pflegen. Die alten und modernen Techniken, der Austausch darüber, die Kooperation mit Hochschulen und Instituten, Fortbildungen und Tagungen verbinden die Bauhütten untereinander, die bereits 2019 beantragt hatten, in das UNESCO Immaterielles Weltkulturerbe aufgenommen zu werden, was am 17. Dezember 2020 schließlich geschehen ist. Äußeres Zeichen dieser Aufnahme ist der Europastein. 1,60 Meter hoch, ein sechseckiger, mit Krabben besetzter Filialstein. Ein typisches Zierelement gotischer beziehungsweise neogotischer Kirchen. Aus 18 Einzelteilen besteht dieser Europastein, der von deutschen Bauhütten aus heimischem Material und in der typischen Formensprache des jeweiligen Bauwerkes geschlagen und zusammengesetzt wurde. An diesem Europastein haben unter anderem Bauhütten aus Aachen, Bamberg, Basel, Dresden, Freiburg, Köln, Passau und Xanten mitgewirkt. Als 2019 beantragt wurde, das Bauhüttenwesen in das immaterielle Weltkulturerbe aufzunehmen, wurde dieses von Steinmetzen gefertigte Bauteil dem Antrag beigefügt, um den gemeinsamen Geist des Bauhüttenwesens sichtbar zu machen. Seitdem ist der Europastein auf Reisen durch die 18 Bauhütten in Deutschland, Österreich, Frankreich, der Schweiz und Norwegen.
Zurzeit befindet er sich am Niederrhein, in Xanten. Eine erste Bauhütte wird in Xanten bereits unter Meister Berthold im 13. Jahrhundert erwähnt. Sie war für den Bau des gotischen Gotteshauses zuständig, der von 1263 begonnen wurde und bis ins 16. Jahrhundert dauerte. Nach der Auflösung des Stiftes unter Napoleon wurden Dom und Stiftsgebäude Eigentum der katholischen Pfarrgemeinde. Geringe finanzielle Mittel gefährdeten den Bestand der Gebäude. 1847 wurde ein erster Dombauverein gegründet. Unter der Leitung von Carl Cuno erfolgten umfangreiche Restaurierungsarbeiten. Nach Abschluss der Arbeiten löste sich der Verein auf. Engagierte Bürger gründeten den Dombauverein 1928 erneut, um Schäden am Dom zu beheben. Ernsthaft bedroht wurde der Dom durch die Luftangriffe am 10. und 21. Februar 1945. 1946 erfolgte eine Neuformierung von Dombauverein und Dombauhütte. Bis 1966 wurde die Rekonstruierung des Kirchenschiffs vorangetrieben.

Text+Foto: Bischöfliche Pressestelle / Jürgen Kappel