Im Kampf gegen sexuellen Missbrauch setzen der Diözesancaritasverband und das Bistum Münster auch auf Beratung zu sexualisierter Gewalt. „Wir verstehen Täterar-beit als Opferschutz“, sagt Peter Frings, Interventionsbeauftragter des Bistums Münster. An fünf Orten in der Diözese Münster unterstützt das Bistum die Krisen- und Gewaltberatung für Männer. Acht Berater haben jetzt in einer einjährigen Fortbildung ihre Kenntnisse um den Aspekt sexualisierter Gewalt erweitert. Als katholische Kirche sehe man sich angesichts des Leids, das Kindern und Jugendlichen in kirchlichen Kontexten zugefügt worden ist, in einer besonderen Verantwortung, erklärt Frings. Das Bistum habe die Fortbildung deshalb mit 28.000 Euro gefördert.
Caritas- und Fachverbände hätten sich bereits vor 15 Jahren der Frage gestellt, wie ein quali-fiziertes Angebot für Männer, die Gewalt ausüben, aussehen könnte, erklärt Dr. Bernhard Hülsken, Fachreferent im Diözesancaritasverband Münster. „Jetzt war es für uns wichtig, die vorhandene Fachlichkeit um den Aspekt der Beratung zu sexualisierter Gewalt zu erweitern und zu vertiefen“, sagt Hülsken. Das starke Engagement der örtlichen Träger und der Berater in diesem schwierigen und sehr wichtigen Themenfeld ist für Hülsken „vorbildlich“.
„Wir werden immer wieder gefragt, wie die Kirche sich mit den Tätern auseinandersetzt“, sagt Peter Frings: "Was macht die Kirche an Täterarbeit?" Da passe es gut, dass sich Caritas- und Fachverbände in diesem Themenfeld schon erhebliche Fachkenntnisse angeeignet hätten, die nun durch die Qualifizierungsmaßnahme noch einmal erweitert worden seien. Die Teilnehmer befassten sich in der von der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention (DGfPI) angebotenen Fortbildung unter anderem mit Täterstrategien und Tätertypen, Traumatisierung, Digitalisierung sexualisierter Gewalt, Umgang mit Widerständen, Leugnung und Schuldverschiebung.
„Es ist zu hoffen, dass wir damit einen wichtigen, weiteren Baustein auf dem Weg zu einem umfassenden und guten Präventionsangebot machen können“ erklärt Frings. Wenn Täter sich zu sexualisierter Gewalt beraten ließen, würden sie im besten Fall erkennen, wieviel Leid sie den Betroffenen angetan hätten. „Täterarbeit widerspricht von daher nicht der für unser Tun zentralen Haltung, die Perspektive und die Interessen der Opfer in den Mittelpunkt zu stellen, sondern kann im Gegenteil dazu hoffentlich einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt Frings. Es gehe dabei zudem zentral um das Thema Verantwortungsübernahme: "Die Täter beziehungsweise Beschuldigten sollen die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen.“
Gewaltberatung für Männer wird derzeit im Bistum Münster von den Caritasverbänden Herten, Münster und Tecklenburger Land sowie vom SKM Warendorf und dem Katholischen Sozialdienst Hamm angeboten. Weitere Informationen dazu finden sich unter: www.echte-männer-reden.de
Im Bistum Münster haben rund 180 Betroffene sexualisierter Gewalt inzwischen rund 1,4 Mil-lionen Euro als Zahlungen zur Anerkennung ihres Leids erhalten. Zusätzlich hat das Bistum 300.000 Euro an Betroffene für Therapiekosten und Sozialleistungen gezahlt.
Text: Bischöfl. Pressestelle
Bild: Peter Frings / Interventionsbeauftragter des Bistums Münster
9.2.2022