Die Erfahrungen, die Andreas Mäteling nach dem Abitur gemacht hat, prägen den inzwischen 46-Jährigen noch heute. Mehrere Wochen verbrachte er in Brasilien, „dort habe ich eine Kirche erlebt, die an der Seite der Armen und der Bedrängten unterwegs ist“, berichtet er. Tief geprägt von den Ideen der dortigen Befreiungstheologie kehrte Mäteling schließlich nach Deutschland zurück. „Ich sehe meine Aufgabe auch hier darin, Menschen aufzurichten und zu stärken, zu begeistern und zu begleiten und sie mit Gott in Berührung zu bringen“, sagt er. Am Sonntag, 13. November, wird er gemeinsam mit neun weiteren Männern im St.-Paulus-Dom in Münster von Bischof Dr. Felix Genn zum Diakon geweiht.
Mit seiner Frau und seinen 15 und 18 Jahre alten Kindern lebt Mäteling in Xanten, tagsüber ist er meist in Geldern, wo er als Studiendirektor und Schulseelsorger an der Liebfrauenschule, Berufskolleg des Bistums Münster, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende bis zu ihrem Abschluss begleitet. Ursprünglich war er Krankenpfleger, nach einem Studium der Theologie und Pflegewissenschaften wechselte er in den Schuldienst und ist nun Bildungsgangleiter der Fachschule für Heilerziehungspflege an der Liebfrauenschule. Ob im Beruf oder im Privatleben, „ich orientiere mich immer an der Frage, wie man das Leben lebenswerter gestalten kann“, sagt der Familienvater.
Es war der damalige Propst von Xanten, Klaus Wittke, der ihn im Jahr 2014 angesprochen und gefragt hatte, ob er Diakon werden wolle. Schon lange hatte Mäteling sich da in der Gemeinde engagiert, als Lektor, Kommunionhelfer und im Pfarreirat. „Das war für mich ein Zeichen“, erinnert er sich. 2018 dann begann er die Ausbildung zum Diakon mit Zivilberuf im Bistum Münster – anders als andere Männer des Kurses hatte er sein Theologiestudium abgeschlossen und musste diesen Teil der Ausbildung nicht mehr absolvieren. „Die Ausbildung war eine sehr intensive Zeit, in der wir viel über das Leben und den Glauben gesprochen haben. Die Offenheit bei diesen Gesprächen war sehr beeindruckend“, erzählt Mäteling.
Als Diakon stehe er stellvertretend für all die Menschen, die er begleitet, am Altar, erklärt der 46-Jährige: „Ich bringe die Sorgen und Nöte der Menschen in den Gottesdienst.“ Dabei möchte er „mit Schwung und Elan unterwegs“ sein – er lebe in der Kirche „aus der Hoffnung, dass Veränderungen möglich sind.“ Trotz der Krise und trotz vieler Fragen, etwa, warum Frauen nicht zu der Weihe zugelassen sind, die er bald empfangen wird. „Aus- und Begrenzung sind für mich unverständlich. Wir müssen mehr die Bedürfnisse der Menschen in den Blick nehmen und eine Kirche für Andere sein. Und das sind alle Menschen, ohne Einschränkung“, betont er. Aber „wem wäre geholfen, wenn ich jetzt sage, dass ich mich nicht weihen lasse“, fragt Mäteling. Der Dienst sei sein Auftrag als Christ, auch wenn die kirchenpolitischen Wellen oft hochschlagen und es manchmal anstrengend sei.
Zur Weihe wird er mit seiner Familie und Freunden nach Münster fahren, seine Kinder werden an der Gabenprozession teilnehmen. Zur Weihe gehört, dass er sich ausgestreckt auf den Boden legt. Ein Moment, der ihn berühren wird, ist sich Mäteling sicher. „Das ist ja nichts, was man zuhause einfach mal ausprobiert. Die äußeren Zeichen der Weihe werden auch innerlich etwas mit mir machen.“ Nach der Weihe darf Mäteling als Ständiger Diakon das Taufsakrament spenden, in den Gottesdiensten predigen, in der Eucharistiefeier assistieren sowie Trauungen und Beerdigungen leiten. „Vor allen Dingen aber“, sagt er, „möchte ich mehr seelsorglich an der Seite der Menschen sein.“
Pressedienst Bistum Münster 31.10.22
Foto: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer